Bildungscampus Nüziders
Wettbewerb 2. Platz
Der bestehende Schultrakt geht auf ein zukunftweisendes Konzept der Architektengruppe C4 zurück und basiert auf einem für damalige Verhältnisse neuartigen Schuletypus. Die dem damaligen Entwurf zugrundeliegenden Überlegungen sind auch vor dem Hintergrund sich verändernder pädagogischer Konzepte nach wie vor gültig. Dennoch ist eine Umnutzung in Form einer Clusterstruktur nur unter dem Verlust der baulichen Identität und Aussage des bestehenden Konzeptes zu erreichen. Der vorliegende Entwurf sieht einen Tausch der Funktionen zwischen abzubrechendem Kindergarten und der zu erhaltenden Schule vor.
Dieser Wechsel der Identitäten (zwischen der bestehenden Baulichkeit und der neu zu Errichtenden) ermöglicht den respektvollen Umgang und Erhalt der wertvollen Bausubstanz. Die vorgenommenen Adaptierungen und Ergänzungen des ehemaligen Schulgebäudes bilden den folgerichtigen Abschluss einer 50-jährigen Baugeschichte.
CLUSTER
Die neue Clusterschule entsteht an der Stelle, an welcher der ehemalige Kindergarten in ähnlichen Abmessungen situiert war. Die Wahl des Neubaues an dieser Stelle folgt städtebaulichen Überlegungen, die den Abschluss bzw. Anfang des Bildungscampus gegenüber dem Dorf darstellen. Die Umnutzung der ehemaligen Schule ermöglicht die klare räumliche Trennung der unterschiedlichen Nutzungsbereiche unter einem gemeinsamen Dach. Die Organisation und Erreichbarkeit dieser Bereiche ist selbsterklärend. Das identitätsstiftende Element für die künftigen Nutzer und zugleich Kontinuum über viele Jahre, stellt die gemeinsame Aula zwischen Schule, Kindergarten und Schulverwaltung dar. Interne Veranstaltungen finden entweder hier oder im vorgelagerten Innenhof statt.
Die Schulklassen der einzelnen Cluster organisieren sich um ein zentrales Forum, das zusätzlich Rückzugsnischen bietet. Das Lehrerzimmer liegt an strategisch günstiger Stelle als direkte Anlaufstelle neben dem Eingang, von wo aus der gesamte Unterrichtsablauf überblickt werden kann. Die Ausrichtung der Klassen schließt die Südsonne aus und gibt den Blick auf sonnenbeschienene Außenräume frei. Die verbleibenden südorientierten Fassadenöffnungen sind in die Tiefe des Baukörpers zurückgezogen und bilden somit einen konstruktiven Sonnenschutz. Die Qualität der Außenräume, insbesondere der Dachlandschaft folgt der Nutzung der dahinterliegenden Bereiche und erweitert das pädagogische Handlungsfeld.
GESTALTUNG, BAUWEISE
Das Entwurfskonzept der Erweiterung folgt der Vorgabe der bestehenden Gebäudestruktur in transformierter Weise. Proportionen, Materialität und Rhythmus des Bestandsgebäudes werden aufgenommen, aber nicht kopiert. So soll das neue Schulgebäude beispielsweise in STB Holz Compositbauweise errichtet werden und durch den im Innenraum verwendeten hohen Anteil natürlicher Baustoffe für eine ansprechende Atmosphäre sorgen.
Die großformatigen Verglasungen mit rhythmisch gesetzten Fensterflügeln finden im Neubau ihre Entsprechung. Die Fassadenverkleidung besteht aus faserarmierten Betonplatten, die sich an die feingezeichneten Sichtmauerwerksverbände anlehnen. Die Höhenentwicklung der Gebäude folgt dem natürlichen Gelände und steigt zum nördlichen Grundstücksende hin an. Der neuerrichtete Schultrakt bildet somit den markanten Abschluss des erweiterten Bildungscampus. Dadurch soll die Lesbarkeit der zu unterschiedlichen Zeitpunkten errichteten Bauabschnitte innerhalb eines ganzheitlich wahrgenommenen Campus gewährleistet werden.
AUSZUG AUS DEM JURYPROTOKOLL
„Die Erkenntnis, dass die bestehende Bausubstanz der Architekten C4 trotz ihrer herausragenden baukulturellen Bedeutung den räumlich-organisatoren Anforderungen zeitgemäßer Unterrichtsformen nicht mehr entsprechen kann, führt zu einem konsequenten Tausch der baukörperlichen Zuordnung der Funktionsbereiche von Schule und Kindergarten.
Dieser richtigen Entscheidung folgend, wird anstelle des bestehenden Kindergartenobjekts ein dreigeschossiger, streng kubischer Baukörper für die Volkschule gesetzt. In diesem sind erdgeschossig die Sportbereiche sowie eine Zentralgarderobe untergebracht, in den beiden Obergeschossen finden die vier räumlich und funktional überzeugend organisierten Klassencluster Platz. Die Sonderklassen sind im OG der Bestanderweiterung untergebracht, dies führt jedoch zu einer relativ komplizierten Erreichbarkeit im Alltagsbetrieb.
Erdgeschossig werden die neue Volksschule und der im Bestand untergebrachte Kindergarten mit einer verglasten Spange verbunden, in welcher Aula, Bibliothek und Mittagsverpflegung Platz finden. Dieser Bereich kann in der vorgelegten Form strukturell nicht überzeugen.
Überzeugend in räumlicher und funktionaler Durchbildung sind die Zonen von Kindergarten und Kinderbetreuung, die die Qualitäten des C4-Beststandes auf eine sehr respektvolle Art nutzen und zur Geltung bringen. Von dieser wohltuenden Haltung ist auch die Architektursprache der neuen Ensembleteile bestimmt.
Insgesamt stellt das Projekt einen bemerkenswerten Beitrag zur gestellten Wettbewerbsaufgabe dar.“
- AuftraggeberGemeinde Nüziders
- OrtNüziders
- Wettbewerb2016
- Fertigstellung2016
- TeamUrsula Ender, Marcus Ender, Cornelia Vonbun